Gianna Berger politisiert für die AL im Kantonsrat. Die Pflegefachfrau interessiert sich berufsbedingt für das Gesundheitssystem und für Menschen, die weniger Chancen haben als andere. Die 26-jährige Stadtzürcherin hat nach einem Jahr Parlamentsarbeit eine klare Erkenntnis gewonnen. Debatten? Nur Show für die Medien.
Die Alternative Liste – kurz AL – war in den 90er-Jahren eine laute Protestpartei. Gegründet wurde sie 1989 in Zürich als basisdemokratische Gruppe „Züri 1990“. Erst 2007 konstituierte sich die AL offiziell als politischer Verein. 2018 hatte sie mit zehn Gemeinderatssitzen und mit Richard Wolff als Stadtrat ihre Hochblüte als Unruhestifterin im politischen Milieu. Doch das hat sich verändert.
„Der AL droht die Unverwechselbarkeit abhandenzukommen“, schrieb die „Neue Zürcher Zeitung“ vergangenes Jahr. Die Tageszeitung hat zumindest in einem Punkt recht: Seit bekannte langjährige Exponenten wie Urgestein Niklaus Scherr, Mischa Schiwow, Co-Präsident des Quartiervereins Hirslanden, oder Mieterverbands-Vertreter Walter Angst aus dem Stadtzürcher Parlament ausgeschieden sind, ist es um die AL ruhiger geworden.
Heute unterscheidet sich die Partei im Gemeinderat von Zürich immer weniger von SP und Grünen. Kein Wunder, in der rot-grün dominierten Limmatstadt ist es als kleine linke Partei schwierig, aufzufallen. Doch manchmal gelingt es der AL immer noch, Schlagzeilen zu machen. So geht der schweizweit beachtete Vorstoss zum weitgehenden Verbot von kommerzieller Werbung im öffentlichen Raum auf AL-Gemeinderat Michael Schmid zurück. Und vielleicht schafft Stadtratskandidatin und AL-Gemeinderätin Tanja Maag im kommenden März bei den Kommunalwahlen sogar die Überraschung – den Einzug in die Zürcher Exekutive.
Die AL pflegt im Kantonsrat die Minderheitenrolle
Während die AL in der Stadt Zürich also darum kämpft, zwischen SP und Grünen ein eigenes Profil zu wahren, überzeugt sie im bürgerlicher orientierten Kantonsrat gerade durch ihre Minderheitenrolle. Dazu trägt auch Gianna Berger bei, die erst seit 2024 im Kantonsparlament politisiert. „Ich sehe eine unserer Rollen darin, Probleme klar zu benennen, damit darüber diskutiert wird“, erklärt die Kantonsrätin, die in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben sitzt.
Aufgefallen war die 26-Jährige zum Beispiel in einer Debatte über eine Einzelinitiative, die verlangte, dass der Kanton sich „für die Anerkennung von Palästina als eigenem Staat“ einsetzen soll. „Palästina existiert. Dass es bis heute nicht anerkannt wird, ist beschämend“, kritisierte Berger. Die Anerkennung bedeute nicht, Geld zu schicken oder Organisationen zu unterstützen. Sie bedeute einzig, eine Realität anzuerkennen und die Grundlage für Gespräche auf Augenhöhe zu schaf…

"Mir hat gefallen, dass die AL ihren Fokus auf die Chancengleichheit legt", sagt die Kantonsrätin Gianna Berger (26) aus Zürich im Gespräch mit Rathuus. Bild: Pascal Turin
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