Serap Kahriman ist GLP-Gemeinderätin in Zürich und kandidiert für den Stadtrat. Im Rathuus-Fragebogen zeigt die 35-Jährige auf, was sie von den Politikerinnen Sanna Marin und Jacinda Ardern hält und erinnert daran, dass das Leben in Zürich für Familien mit zwei Einkommen herausfordernd ist.
Serap Kahriman, wie wurden Sie politisiert?
Weil ich angeblich keine „echte“ Eidgenossin sei. Und durch alt Bundesrat Christoph Blocher (SVP). Danke dafür.
Was wollten Sie als Kind werden?
Lehrerin. Weil ich schon früh gern erklärt habe, wie die Welt funktioniert, ob es jemand hören wollte oder nicht. Heute mache ich das halt im Parlament.
„Der Mittelstand trägt vieles mit und hält vieles am Laufen, bleibt aber in den politischen Debatten oft vergessen.“
Was beschäftigt Sie politisch gerade am meisten?
Für die Vermögenden wird lobbyiert, Personen mit tiefen Einkommen werden staatlich unterstützt – und dazwischen? Der Mittelstand trägt vieles mit und hält vieles am Laufen, bleibt aber in den politischen Debatten oft vergessen. Mich beschäftigt, wie wir Zürich nachhaltig gestalten können, ohne diese Menschen aus dem Blick zu verlieren – gerade auch Familien mit zwei Einkommen, für die das Leben in der Stadt spürbar teurer und herausfordernder wird.
Waren Sie Ihrer Partei schon immer treu oder hatten Sie mal Abwanderungsgelüste?
Ich bin Mitglied der GLP – also grün und liberal. Das sind manchmal schon Abwanderungsgelüste genug. Aber im Ernst: Wer nie kritisch hinterfragt, hat das mit der Politik nicht ganz verstanden.
Haben Sie auch schon Unterschriften für eine Initiative oder eine Petition gesammelt?
Ja, zuletzt für die Familienzeit-Initiative. Und ich sage es ehrlich: Es ist jedes Mal eine Charakterprüfung. Die einen ignorieren dich, die anderen halten dich für das Allerletzte oder das Beste und wiederum andere diskutieren drei Stunden lang über alles – nur nicht über das Anliegen.
„Moralische Staatsmänner? Da kann ich nur lachen. Moralische Staatsfrauen? Sanna Marin. Weil öffentlich tanzen durchaus moralisch ist.“
Welche Staatsmänner halten Sie – frei nach Max Frisch – für moralisch?
Moralische Staatsmänner? Da kann ich nur lachen. Moralische Staatsfrauen? Sanna Marin (ehemalige finnische Ministerpräsidentin, Anm. d. Red.). Weil öffentlich tanzen durchaus moralisch ist.
Mit wem würden Sie gerne einmal ein Bier, ein Glas Wein oder einen Tee trinken?
Mit Jacinda Ardern (ehemalige Premierministerin von Neuseeland, Anm. d. Red.), um über Empathie in der Politik zu diskutieren und darüber, wie man dabei nicht zynisch wird.
Was ist Ihr Lieblingsrestaurant in der Stadt oder im Kanton Zürich?
Die Wirtschaft Ziegelhütte.
Kaufen Sie das „Surprise“ und lesen Sie es auch?
Ja und ja – am liebsten bei der Verkäuferin vor dem Coop Eleven in Oerlikon und weil darin Stimmen laut werden, die sonst selten gehört werden.
Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?
Einiges: Arabisch lernen, Saz spielen (türkisches Saiteninstrument, Anm. d. Red.), eine Bouillabaisse kochen und die praktische Segelprüfung.
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