Es ist ein 458 Seiten starker Wälzer: der Geschäftsbericht des Stadtrats von Zürich. Am 25. Juni wird er im Gemeinderat behandelt. Für alle Interessierten liefern wir schon jetzt eine Zusammenfassung. Heikle Themen wie die defizitären Rad-Weltmeisterschaften werden darin nur sehr kurz und bruchstückhaft erwähnt. Eine Analyse.
„Die Berichterstattung über das Geschäftsjahr soll auch kritische Punkte beleuchten“, verspricht Stadtrat und Finanzchef Daniel Leupi (Grüne) im Vorwort zu seinem Kapitel. Doch wer die neun Kapitel der Stadträte zu ihren Departementen im Jahr 2024 anschaut, merkt schnell, dass Schönwetter überwiegt. Ob man sich das von der Privatwirtschaft abgeschaut hat?
Rathuus hat den Geschäftsbericht des Zürcher Stadtrats durchgeackert und präsentiert hier einen durchaus subjektiven Querschnitt.
Mehr Personal, im Verhältnis dazu aber weniger Lernende
Total arbeiteten 2024 33’658 Personen bei der Stadtverwaltung. 2023 waren es noch 32’135, 2020 gar nur 29’778 Personen. Das bedeutet also einen Zuwachs von 13 Prozent in den letzten vier Jahren. Die Bevölkerungszahl in der Stadt Zürich entwickelte sich parallel dazu zwischen 2020 und 2024 unterproportional zum Anstieg der Angestellten. Ende 2020 lebten rund 434’000 Menschen in Zürich, Ende 2024 dann 448’664. Das macht einen Anstieg von nur 3,4 Prozent.
Bemerkenswert ist, dass der Anstieg der Anzahl der Lernenden im Verhältnis zur totalen Angestelltenanzahl viel tiefer war. 2020 waren es 1339 junge Leute, 2023 dann 1381 und 2024 etwas mehr, nämlich 1399. Das macht lediglich einen Zuwachs von 4,5 Prozent. Erwähnenswert ist, dass 2024 fast 1000 Hochschulpraktikantinnen und -praktikanten beschäftigt waren bei der Stadt – also nicht bedeutend viel weniger, als es Lernende hatte. „Dass sich gerade junge Berufsleute für einen Job bei der Stadt begeistern können, zeigt diese hohe Zahl“, freut sich Daniel Leupi dazu in seinem Vorwort. Mit den jungen Berufsleuten meinte er die Praktikantinnen und Praktikanten.
Die missratene Rad-WM mit unterschiedlichen Zahlen
Zu einem der am meisten diskutierten Themen rund um die Stadtverwaltung im Jahr 2024 – die Rad-Weltmeisterschaften. Dass die Zahl der Radsportfans in den verschiedenen Erwähnungen vom Präsidialdepartement übers Tiefbau- und Entsorgungs- bis zum Schul- und Sportdepartement zwischen 1 und 1,2 Millionen variierte, passt zum Millionen-Loch im Vereinsbudget, das primär von staatlichen Geldern finanziert wurde. Das Organisationskomitee meldete gar Insolvenz an, ging also pleite. Doch das findet man nirgends im Bericht. Gut, das passierte…
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