Mustafa Atici ist SP-Regierungsrat in Basel-Stadt. Der 55-Jährige hat türkische Wurzeln und gilt deswegen in der Schweizer Politik als Exot. Die Organisation Secondas Zürich hat nun eine Absichtserklärung lanciert, um im Stadtzürcher Gemeinderat den Anteil der Parlamentsmitglieder mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Alle Parteien haben unterschrieben – ausser die SVP und die AL.
Der Verein Secondas Zürich ist laut eigenen Angaben „eine überparteiliche Diskussionsplattform für migrationspolitische Themen sowie ein parteiübergreifender Arbeitskreis für migrationspolitische Vorstösse und Initiativen“. Präsidentin ist Monica Sanesi mit italienischen Wurzeln. Die GLP-Kantonsrätin hat am Mittwoch die Medien kurz vor der Gemeinderatssitzung um 17 Uhr eingeladen, der Unterzeichnung einer Absichtserklärung beizuwohnen. Stossrichtung des Papiers: Mehr Menschen mit Migrationshintergrund zu politischer Tätigkeit zu motivieren.
Laut Sanesi haben aktuell lediglich rund 17 Prozent der Parlamentsmitglieder im Stadtzürcher Gemeinderat Migrationshintergrund. Dies sei ein Widerspruch zu den 55 Prozent der Gesamtbevölkerung in Zürich, die einen Migrationshintergrund habe. „Wir wollen alle Parteien dazu auffordern, dies zu ändern“, so Sanesi.
Tatsächlich sollte die Politik laut Politologen ein Abbild der Gesellschaft sein, weil so auch die Bedürfnisse aller vertreten wären. Doch allein bei den Berufen und beim Geschlecht, geschweige denn beim Alter ist das bekanntlich nicht der Fall. Die Politik ist statistisch gesehen zu akademisch, zu männerlastig – und zu alt.
Gesellschaftliche Gleichbehandlung gefordert
Monica Sanesi sieht mit der Secondas-Idee nun eine Chance, dass unabhängig vom Geschlecht, der Bildung und dem Alter Menschen mit Migrationshintergrund bessere Chancen für die gesellschaftliche Gleichbehandlung bekommen. Sanesi stört sich etwa daran, dass der Basler SP-Regierungsrat Mustafa Atici als Exot gilt, weil er türkische Wurzeln hat. „Dass seine Wahl schweizweit Schlagzeilen machte, zeigt, dass wir noch weit von unserem Ziel entfernt sind“, betonte Sanesi.