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Affoltern träumt vom Tram und die Stadt greift ins Porte­mon­naie

Auf dem Bild zu sehen ist eine der vielen Baumalleen auf der Wehntalerstrasse.Die Stadt Zürich will die Wehntalerstrasse wegen des Tramprojekts um bis zu zehn Meter verbreitern. Ein Zankapfel sind die vielen Bäume, die gefällt werden sollen. Bild: Lorenz Steinmann

Die rund eine halbe Milliarde Franken kostende Tramverlängerung nach Affoltern sorgt für Irritationen. Eine neue Zählung erwähnt zusätzlich 118 zu fällende Bäume auf Privatgrund. Obwohl der Kanton das Megaprojekt aus finanziellen Gründen zurückgestellt hat, will die Stadt es durchpeitschen.

Schon seit über zehn Jahren wird an einer Tramverlängerung nach Zürich-Affoltern herumstudiert. Entsprechend gross war die Enttäuschung bei den Projektverantwortlichen, aber wohl auch bei Stadtrat Michael Baumer (FDP) als oberstem Verantwortlichen der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Denn die neue, vier Kilometer lange Tramlinie entlang der Wehntalerstrasse zwischen Haltestelle Brunnenhof (ehemals Radiostudio) und Haltestelle Holzerhurd kann nicht wie geplant gebaut werden. Vor 2027 läuft gar nichts.

Grund ist der Kanton. Denn Ende August 2024, also vor fast genau einem Jahr, informierte Finanzdirektor Ernst Stocker, dass diverse Bauprojekte im Kanton Zürich zurückgestellt würden. Um mindestens zwei Jahre. „Die Verhinderung eines weiteren Schuldenaufbaus“, lautete die Erläuterung des SVP-Politikers dazu. Beim Tram Affoltern sprechen wir von 325 Millionen Franken, die der Kanton beisteuern müsste.

Kantonsrat war gegen Ausnahme

Der Kantonsrat stützte im Dezember 2024 den Entscheid des Regierungsrates und war mit 124 zu 49 Stimmen dagegen, das Projekt doch schon 2025 voranzutreiben. GLP-Kantonsrätin Monica Sanesi, die selber im Quartier wohnt, sagte damals: „Entweder haben wir als Kanton die nötigen Finanzen, um alle Projekte voranzutreiben, oder wir stellen alle zurück.“

Erschwerend kommt hinzu, dass der Kanton inzwischen grünes Licht gegeben hat für einen Kreditantrag zum Ausbau der Glattalbahn vom Flughafen über das Stadtzentrum Kloten ins Quartier Steinacher. Ein Gebiet, das im Gegensatz zu Affoltern eher ungenügend erschlossen ist durch den ÖV.

Das sind keine guten Aussichten fürs Tramprojekt Affoltern. Denn dort geht es schlussendlich „nur“ um die Substitution der Trolleybuslinie 32 durch ein Tram. Das bedeutet zwar mehr Komfort und einen Kapazitätsausbau pro verkehrendem Fahrzeug. Aber nicht mehr.


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Auf dem Bild sieht man den Inforaum zum Tramprojekt am Zehntenhausplatz in Affoltern.Am Zehntenhausplatz in Affoltern haben die Verkehrsbetriebe Zürich einen Inforaum für das Tramprojekt eingerichtet. Er ist jedoch nur mittwochs von 14 bis 16 Uhr offen. Bild: Lorenz Steinmann

Trotzdem will der Gemeinderat den Regierungsratsentscheid nicht auf sich sitzen lassen. Das Stadtzürcher Parlament beschloss deshalb im Frühling 2025 eine Art Sonderkredit, um das erst später fliessende Geld des Kantons vorzuschiessen. Die linke Mehrheit war dafür, einen S…

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