Das Statistische Amt des Kantons Zürich hat die „Charta der öffentlichen Statistik der Schweiz“ unterzeichnet. Das klingt für Laien vielleicht langweilig, ist es aber definitiv nicht. Denn Glaubwürdigkeit ist in Zeiten von Fake News ein umso wertvolleres Gut.
Drei bis vier Mal pro Jahr finden in der Schweiz Volksabstimmungen statt. Je nach Themenlage entscheiden die Stimmberechtigten über eidgenössische, kantonale oder kommunale Anliegen. Bei vielen Abstimmungen spielen Zahlen eine entscheidende Rolle. Regierungen, Parlamente oder Initiantinnen und Initianten untermauern damit ihre Argumentation. Die Grundlage bildet häufig die öffentliche Statistik – also die Daten über den Zustand und die Entwicklung von Bevölkerung, Umwelt oder Wirtschaft.
Umso wichtiger ist, dass die Zahlen stimmen. Das zeigt ein Blick auf jüngste Ereignisse.
Wir erinnern uns: Das Bundesamt für Sozialversicherungen – kurz BSV – wies die Ausgaben der AHV zu hoch aus. Plötzlich stand deshalb die Forderung im Raum, dass die Abstimmung über die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre von 2022 wiederholt werden muss. Laut einer Administrativuntersuchung lag zwar kein Rechenfehler im Programm der AHV-Finanzperspektiven vor und es wurden keine Sorgfaltspflichtverletzungen durch Mitarbeiter des BSV festgestellt. „Das Berechnungsprogramm habe aber zwei Formeln enthalten, die mathematisch zu wenig abgestützt und dokumentiert waren und langfristig zu unplausibel hohen Ausgaben führten“, heisst es in einer Medienmitteilung des Eidgenössischen Departements des Innern.
Das BSV gelobte Besserung und ergriff Massnahmen. Doch der Schaden in der öffentlichen Wahrnehmung war bereits angerichtet. Denn in Zeiten von Fake News und demokratiefeindlichen Tendenzen muss die öffentliche Statistik umso höheren Ansprüchen genügen.
Genau hier setzt die „Charta der öffentlichen Statistik der Schweiz“ an, die in mittlerweile vierter Auflage vorliegt. Das Bundesamt für Statistik und die Konferenz der regionalen statistischen Ämter der Schweiz hielten in einer im Frühling verschickten Mitteilung fest, dass die Statistikstellen mit der revidierten Charta „ein starkes Zeichen“ für Transparenz, Qualität und Innovation und gegen Desinformation und Fake News in einer zunehmend datengetriebenen Welt setzen würden.
Die „Charta der öffentlichen Statistik der Schweiz“ orientiert sich am Verhaltenskodex für europäische Statistiken (Code of Practice). Seit 1994 bestehen zudem die Fundamental Principles of National Official Statistics der United Nations Statistical Commission.
Das Statistische Amt des Kantons Zürich hat die Charta kürzlich unterzeichnet. Was darin enthalten ist, lohnt einen genaueren Blick.
„Vertrauen ist ein Gut, für das kontinuierlich gearbeitet werden muss“, sagt Co-Amtsleiterin Andrea Schnell.
Öffentliche Statistik soll verlässlich und unabhängig sein
Wie man einem Communiqué des Statistischen Amts entnehmen kann, ist die Grundsatzerklärung ein berufsethischer Verhaltenskodex, der Standards für das Entwickeln, Erstellen und Verbreiten öffentlicher Statistiken festlegt. „Die Charta definiert in Ergänzung zu den bestehenden Rechtsgrundlagen verschiedene Qualitätsstandards der öffentlichen Statistik und trägt zu deren Glaubwürdigkeit bei“, heisst es in der Mitteilung der Direktion der Justiz und des Innern, zu der das Statistische Amt gehört. Die politische Leitung der Direktion hat Jacqueline…

Unabhängige Statistik schützt vor verzerrten Bildern, verlässliche Daten stärken das Vertrauen. Die Charta der öffentlichen Statistik der Schweiz ist ein Verhaltenskodex, der Standards festlegt. Bild: Pascal Turin
Unsere Newsletter und unsere Podcast-Folgen auf Steady sind der richtige Ort dafür – kommentiere dort und sag uns, was du denkst:
Zu unseren Steady-Beiträgen