Der Zürcher Stadtrat hat seine Hausaufgaben gemacht. Er legt dem Gemeinderat heute Mittwoch fristgerecht eine Weisung zum Tram Affoltern vor. Doch schade ist, dass sich die städtischen Planerinnen und Planer kein Beispiel an der Limmattalbahn genommen haben.
Diese Motion des Gemeinderats legte der Stadtrat nicht auf die lange Bank. Fast schon als Punktlandung wird heute Mittwoch die Weisung zum Tram Affoltern im Rat diskutiert. Zumindest steht sie auf der Traktandenliste ganz weit oben. Basis der Weisung ist der Vorstoss von Benedikt Gerth (Mitte), Thomas Hofstetter (FDP) und Anjushka Früh (SP), der im April 2025 im Gemeinderat hitzig diskutiert wurde. Mit lediglich 66 zu 51 Stimmen wurde dem Stadtrat dann der Auftrag erteilt, eine detaillierte Vorlage auszuarbeiten.
Zusammenfassend standen bei der Debatte SP und FDP hinter ihren beiden zuständigen Stadtratsvertretungen Michael Baumer (FDP) und Simone Brander (SP). Support bekamen sie zudem von der Mitte. Kritisch hinterfragt wurde das Tramprojekt in Affoltern von der GLP, der AL und von der SVP.
Die Weisung umfasst nun satte 24 Seiten plus 6 Seiten Plan- und Tabellenbeilagen. Dabei fällt auf, dass wichtige Punkte wie etwa die Vorfinanzierung der 60 Millionen Franken, welche der Kanton vorerst nicht sprechen will, oder die breit diskutierte Fällung von gegen 700 Bäumen nur am Rande erwähnt sind. Ganz im Sinne von, dass man das Geld hat und eine Diskussion nicht nötig sei.
Die Warnung von Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) im September nach dem Ja zum Sportzentrum Oerlikon, dass solche 373-Millionen-Projekte es in absehbarer Zukunft nicht mehr geben werde, scheint bereits wieder vergessen zu sein. Und was ist mit Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne), der ebenfalls im September fürs städtische Budget 2026 dicke rote Zahlen von gut 350 Millionen Franken prognostizierte? Dabei stellte Leupi doch in Aussicht, dass man künftig Investitionen begrenzen müsse.
Das gilt scheinbar nicht fürs Tram Affoltern.
Unüblich: Die Stadt soll das Geld vorschiessen
Lieber will die Stadt einfach mal 60 Millionen Franken vom Kanton vorschiessen, weil dieser die Unterstützung des Projekts aus finanziellen Gründen zurückgestellt hat. GLP-Gemeinderat Sven Sobernheim sagte im April im Rat dazu: „Es geht gar nicht ums Tram. Es geht um eine unübliche Vorfinanzierung für den öffentlichen Verkehr.“ Dass die Stadt vorstrecken soll, ohne Sicherheit, dass der Kanton das Geld je zurückzahlt – für Sobernheim eine politische Zumutung. Er fragte damals rhetorisch in den Saal: „…

Die Limmattalbahn hat ihre Schienen oft dort, wo früher der Trolleybus fuhr. Doch im Gegensatz zum geplanten Bauvorhaben in Affoltern wurde die Strasse nicht entsprechend verbreitert. Bild: Lorenz Steinmann
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