Genf zückt das Portemonnaie: Das Stadtparlament hat einen Kredit gesprochen und zahlt Firmen die Miete, wenn sie unter Baustellen der öffentlichen Hand leiden. Die Rohnestadt handelt also, während Zürichs Stadtrat lieber bis vor Bundesgericht gegen die Hilfe für KMUs vorgeht.
Die Rue de Carouge in Genf ist ein Stadtzentrum, wie es etwa die Zürcher Altstadt ist. Im März 2025 sind in Genf Bagger aufgefahren, um Tiefbauarbeiten auszuführen und später eine Fussgängerzone einzurichten. Dauer der Baustelle: Bis voraussichtlich August 2027. Also satte zwei Jahre und ähnlich lange, wie ebenfalls im Zürcher Niederdorf gebaut wird. Gleich ist auch, dass die Zeit bis dahin für viele Gewerbe- und Handelsbetriebe mit Publikumsverkehr nur sehr schwer zu überstehen ist. Grund: Die riesigen Baustellen führen zu massiven Umsatzeinbussen.
Doch während Zürichs Stadtregierung bei Entschädigungswünschen nicht mit sich reden lässt und Anliegen aus dem Gewerbe abschmettert oder Klagen bis vor Bundesgericht zieht, kommt in Genf erstmals ein Entscheid des städtischen Parlaments zum Tragen. Aktuell bietet die Stadt Genf den Ladenbesitzern finanzielle Unterstützung an, indem sie für ein halbes Jahr die Miete übernimmt. Eingerichtet wurde ein schneller und pauschaler Entschädigungsmechanismus für die betroffenen Geschäfte, wie einem Artikel des Wirteverbands Basel-Stadt zu entnehmen ist.
Die Entschädigung werde 115,5 Prozent der jährlichen Nettomiete betragen, anteilig berechnet für einen Zeitraum von 161 Tagen (vom 28. Juni bis 5. Dezember 2025). Wenn das Geschäft zusätzlich zu einem Eingang auf dem Baustellengelände über einen zweiten Eingang an einer anderen Strasse verfügt, gilt eine Obergrenze von 60’000 Franken.
Entschädigungsberechtigt sind laut der Stadt Genf im Handelsregister eingetragene Geschäfte, die über mindestens einen Kundeneingang innerhalb des festgelegten Bereichs sowie über einen Gewerbemietvertrag verfügen. In begründeten Fällen sieht das Reglement der Stadt die Möglichkeit vor, von den Förderkriterien abzuweichen. Total sind für diese Entschädigungen 3,3 Millionen Franken vorgesehen.
In Zürich hingegen ist Gleiches noch in weiter Ferne. Zwar soll die Stadt Zürich baustellenbedingte Entschädigungen an Betriebe prüfen. Das Stadtzürcher Parlament hat im August einen Vorstoss der beiden FDP-Gemeinderäte Emanuel Tschannen und Sebastian Vogel mit klarer Mehrheit überwiesen. Das Ziel: Die Stadt solle 50 Prozent der Umsatzeinbussen übernehmen, wenn sie die Baustellen verantwortet.
Doch weil der Stadtrat nun zwei Jahre Zeit hat, das Er…
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