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Schüsse auf Madonnen sollen sich finanziell lohnen

Im Hintergrund sind Geldscheine und Münzen zu sehen. Im Vordergrund ist ein Foto von Beni Frenkel mit Schiebermütze abgebildet.Beni Frenkel aus Zürich schreibt regelmässig Glossen für Rathuus. Bilder: pat/zvg, Bildmontage: Pascal Turin

In einer Woche stimmen wir über die neuen Entschädigungen der Gemeinderäte ab. Wer nicht an den Sitzungen teilnimmt, soll neu einen Tausender pro Monat verdienen. Eine Glosse.

Am 9. Februar wird die Stadtzürcher Stimmbevölkerung über die Entschädigung ihrer Gemeinderäte abstimmen. Ein „durchschnittlich engagiertes Ratsmitglied“, heisst es im Abstimmungsbüchlein, soll statt 16’000 neu 28’000 Franken jährlich kriegen.

Ist das viel, ist das wenig? Wahrscheinlich etwas in der Mitte. Wer immer an den Sitzungen teilnimmt, verdient aber nicht schlecht. 1.20 Franken pro Minute. Das ist zwar immer noch weniger, als eine Fahrt im Taxi kostet, aber bei Budgetdebatten, die spät in die Nacht gehen, kommt da was zusammen.


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Der Minutenpreis sollte effektiv berechnet werden. Wer zu spät kommt oder länger als fünf Minuten auf der Toilette verweilt, muss mit Kürzungen rechnen. Die Parlamentsdienste verfolgen das Geschehen.

Die neue Verordnung sieht vor, dass auch wenig engagierte Gemeinderäte von etwas leben können. Die Grundentschädigung soll von 260 auf 1000 Franken angehoben werden.

Wer zum Beispiel auf Madonnen schiesst und dem Ratsbetrieb drei Monate fernbleibt, erhält nicht 780, sondern neu 3000 Franken; zumindest wenn das Stimmvolk Ja sagt.

Auch inhaltlich sollten die Parlamentarier entlohnt werden. Wer häufig mit der Mehrheit stimmt, also richtig tippt, bekommt am Ende des Jahres eine Zusatzentschädigung. Der Tippkönig kriegt eine Sugus-Wohnung. Rüpelhaftes Benehmen hingegen wird geahndet. Zwischenrufe kosten neu 5 Franken, höhnisches Gelächter bis 10 Franken.

Häufig sitzt auch die Zürcher Stadtregierung auf den Bänken. Sie sollte neu 0.75 Franken pro Minute zusätzlich kriegen (ab 20 Uhr 1.50 Franken). Stadtpräsidentin Corine Mauch erhält 1.15 Franken pro Minute (ab 20 Uhr 2.30 Franken).

Beni Frenkel (48) ist Journalist, der schon bei fast allen namhaften Medienhäusern der Schweiz gearbeitet hat. Bald wird er in Teilzeit bei der „Zuger Woche“ tätig sein. Beim Rathuus ist er Edelfeder und Kolumnist. Natürlich äussert er hier seine eigene Meinung – und meint nicht immer alles ernst.