Unsere Kolumnistin Lara Alina Hofer (23) hat sich auf den Spuren der österreichischen Dichterin Friederike Mayröcker zum ersten Mal in den Strauhof in Zürich gewagt. Ein politischer Ort, der Raum schafft für Poesie und Debatte.
Es gibt keinen Satz, der mir heute ferner liegt als: „Ich denke in langsamen Blitzen.“ Der Titel der Ausstellung im Museum Strauhof. Ich denke ganz und gar nicht „in langsamen Blitzen“. Ich denke in schnellen Blitzen, in Donnerschlägen, in schwarzen Wolken mit Regenfall in einem vernebelten Wirbelsturm. Ich … Ja, wie denke ich eigentlich?
Mit dieser Frage im Kopf öffne ich zum ersten Mal die hinter Efeu versteckten Türen des Strauhofs im Kern der Zürcher Altstadt. Ich schäme mich beinahe, als waschechte Schreiberin nie hier gewesen zu sein. Immerhin wohne ich seit fünf Jahren in dieser Stadt. Aber die Zeit rennt, und ich hinke ihr immerzu keuchend hinterher – auch jetzt.
Es ist Freitagabend, 17.25 Uhr. Das Museum schliesst in 35 Minuten. Ob ich der österreichischen Dichterin Friederike Mayröcker in dieser Zeit gerecht werden kann? Wohl kaum. Über 120 Bücher und Hörspiele zählen zu ihrem Lebenswerk. Versuchen will ich es trotzdem, zahle sechs Franken in bar, und dann nichts wie rein in diese langersehnte Welt, in der Literatur auf visuelle Kunst trifft.

Poetisch ästhetisch verdreckt
Von den Wänden sprechen Zitate. Worte, die einen langen Weg hinter sich haben. Wurden gedacht, gefühlt, geschrieben und gedruckt. Ein Video lässt Mayröckers Schreibmaschine knattern, während ich lese: „Das Einzige, was ich zu reden habe, schreibe ich.
Ein Hörspiel ermöglicht, poetische Kurztexte zu hören und gleichzeitig Mayröckers Wiener Schreibwohnung zu betrachten: eine literarische Müllhalde. Bis unter die Decke vollgestopft, für Fremde kaum begehbar – wohl mit Absicht – voller Zettel und Manuskripte und Bücher. Poet…
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