Kurz vor dem Abschicken der Medienmitteilung zum Budgetentwurf des Kantons Zürich schlägt den Verantwortlichen das Herz bis zum Hals. Kaum draussen, tröpfeln die Reaktionen der Parteien verlässlich rein. Links-grün findet alles zu knauserig und die Bürgerlichen wollen die Steuern senken. Eine Glosse.
Alles stimmt bis auf den letzten Punkt. Finanzdirektor Ernst Stocker hat seine Rede für die anstehende Medienkonferenz schon zu Hause in Wädenswil vor dem Spiegel geübt. Der SVP-Regierungsrat wiederholt in seinem Kopf immer wieder „Geschätzte Medienschaffende, ich möchte Sie recht herzlich begrüssen“. Wenn der Einstieg gelingt, dann klappt auch der Rest des Vortrags, denkt er und steckt seine Notizen selbstbewusst in die blaue Businesstasche, die er auch schon am Sommerspaziergang in Rüti dabei hatte.
In der kantonalen Verwaltung steigt derweil der Druck. Unzählige Verwaltungsangestellte haben die Medienmitteilung auf Fehler abgeklopft. Der Entwurf aus der Finanzverwaltung wurde mehrfach überarbeitet. „Regierungsrat rechnet im Budgetentwurf 2026 mit einer roten Null“, hatte sich schliesslich als Titel des Communiqués durchgesetzt. Die zwei Vorschläge „Null Problemo, nur halt rot“ und „Budget 2026: Mehr Spannung als im Zahlenlotto“ blieben chancenlos. Warum sie es überhaupt in die engere Auswahl geschafft hatten, lässt sich nicht mehr eruieren.
Punkt 10 Uhr. Endlich drückt einer auf Absenden. Die Medienmitteilung ist draussen. Der Vorhang öffnet sich. Der erste Akt beginnt – und damit die Medienkonferenz. Finanzdirektor Stocker sagt: „Geschätzte Medienschaffende, ich möchte Sie recht herzlich begrüssen.“
Die Journalistinnen und Journalisten hängen dem Regierungsrat sofort an den Lippen. Zeitgleich kommen die Parteien langsam in Fahrt.
Die SVP-Verantwortlichen haben die ganze Nacht durchgearbeitet. Diese Stellungnahme muss sitzen. Für den grossen Knalleffekt holt die SVP Kanton Zürich eine altbekannte Forderung aus der Mottenkiste: „Budget 2026: Einnahmen sprudeln – Ausgaben schiessen über 20 Milliarden hinaus. Jetzt braucht es eine Steuerreduktion!“ Das dürfte auch dem Chef in Herrliberg gefallen.
Noch etwas unsicher ist man hingegen bei der Mitte. Erst kürzlich hat man das alte CVP-Briefpapier entsorgt. „Sparpotentiale“, das klingt doch gut. Potential haben wir alle, denken die Parteioberen. Und sparen ist in diesen unsicheren Z…
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