Der „Schweizer Spiegel“ war jahrzehntelang Chronik und Meinungsbildner zugleich. Jetzt hat die ETH Zürich alle 564 zwischen 1925 und 1972 erschienenen Ausgaben digitalisiert. Sie sind ab sofort online verfügbar. Es sind Trouvaillen der besonderen Art, nicht nur für Geschichtsnerds.
Er trägt einen grossen Namen, der „Schweizer Spiegel“. Erstmals erschienen vor fast genau 100 Jahren, war er dem deutschen Namensvetter „Der Spiegel“ 22 Jahre voraus und gerade in den Weltkriegsjahren eine wichtige Stimme gegen den Nationalsozialismus. Schon 1935 sorgte der „Schweizer Spiegel“ europaweit für Aufsehen, weil sein Verlag mit „Die Moorsoldaten“ einen Erlebnisbericht eines KZ-Häftlings publizierte und so das kommende Grauen öffentlich machte. Mit positiverem Inhalt, mit der Schellen-Ursli-Buchsserie von Selina Chönz und Alois Carigiet, landete der Verlag ab 1945 einen weiteren Bestseller. Die Bücher sind heute noch höchst beliebt.
Der „Schweizer Spiegel“ war jahrzehntelang ein die Deutschschweiz prägendes Magazin, das von allen Gesellschaftsschichten oft und gerne gelesen wurde. Es war mehr als eine Monatsschrift – es war ein Fenster in die Lebenswelten einer ganzen Gesellschaft. Den Übergang in andere, wildere Zeiten gelang jedoch nicht. Die letzte Ausgabe erschien 1972, dann wurde das Magazin aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Jetzt kann man nach Stichworten suchen
Trotzdem ist das Magazin ein wichtiger Zeitzeuge, der viele Parallelen zur heutigen unruhigen und sich rasant ändernden Zeit aufweist. Nun wurden die 564 Ausgaben von der ETH Zürich digitalisiert und so öffentlich zugänglich gemacht. Dank einer speziellen Suchfunktion sind alle Stichworte und einzelnen Artikel rasch zu finden. Dabei bieten die Inhalte viele Brücken zum Heute. So war im Editorial der ersten Ausgabe die Mechanisierung der modernen Welt das grosse Thema, der man auf keine…

Sie unterhielten sich im Restaurant Rechberg im Stadtzürcher Kreis 1 über den "Schweizer Spiegel" (v. l.): Raphael von Thiessen, David Guggenbühl und Roland Aegerter. Bild: Lorenz Steinmann
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